Werten nicht bewerten, urteilen nicht beurteilen. ist Liebe!

Ich erhielt vor einiger Zeit eine Ladung zu einer Gerichtsverhandlung. Ich sollte als Zeugin aussagen. Zwei Jahre zuvor, wurde ich Zeugin eines Vorfalles, wo ein junger Mann, der psychische Probleme hatte, einen Nachbarn anzugreifen drohte und die Situation eskalierte. Gemeinsam mit weiteren Nachbarn, konnten wir dies glücklicherweise verhindern.

Dieser junge Mann war mir bereits seit seiner Kindheit bekannt. Ich kannte ihn, bis dahin, nur friedfertig und freundlich. Er hatte einige psychische Probleme und ein Drogenproblem.

Kurze Zeit darauf, suchte er auch das Gespräch mit mir und den Nachbarn, um sich zu entschuldigen. Wir waren alle froh, dass wir alle mit einem Schrecken davongekommen waren, und es war auch schön einige Zeit später zu erfahren, dass er sich in Therapie begeben hatte, um sich helfen zu lassen.

Ich dachte längst nicht mehr an diesen Vorfall, als mir dann die Ladung als Zeugin zur Gerichtsverhandlung ins Haus flatterte.

Im ersten Moment war ich im Widerstand. Der Gedanke, mich in einen Gerichtsaal zu begeben, widerstrebte mir völlig. Dort wird ja nur gewertet und geurteilt. Mein Verstand malte sich aus, was ich dort wohl alles zu Gehör bekommen würde, was ich bestimmt gar nicht hören wollte. Sicher gibt es dort einen Staatsanwalt, der bestimmt ein Höchstmaß an Strafe einfordert. Diesem geht es bestimmt nur ums Werten und Verurteilen. Und wenn ich mich vielleicht nun nach 2 Jahren nicht mehr an alles erinnere, werden sie mir sicher meine Zeugenaussage von damals unter die Nase reiben…

STOPP!

Werten und urteilen

tIch erkannte, wie sehr ich nun im Werten und im Urteilen war. Dies war doch alles nur mein Verstand. Er konnte doch gar nicht wissen, wie es ablaufen würde. Und Richter und Staatsanwälte dürfen genauso sein, da sein, wie alles und jeder andere auch. Es ist gut wie es ist, sonst wäre es ja nicht da. So hat es dann auch seinen Grund, warum ich nun zu dieser Gerichtsverhandlung geladen wurde.

Wenn meine Seele diese Erfahrung nun so für mich geplant hatte, dann ist dies richtig so. Wir sind niemals zur falschen Zeit am falschen Ort. Es gilt wohl nun dort eine Erfahrung zu sammeln. Dies ist eine schöne Herausforderung dachte ich mir da. Es ist eine Prüfung für mich. Schaffe ich es in diese Gerichtsverhandlung zu gehen, und in der Liebe zu bleiben? Allen Beteiligten gegenüber? Auch dem Richter und dem Staatsanwalt gegenüber? Auch dann, falls diese vielleicht einen Tonfall dem Angeklagten gegenüber wählen, der mir missfällt?

Eine spannende Herausforderung und Prüfung, dachte ich mir da. Ich ging in Meditation und verband mich vorab, auf der Hinfahrt, die 3 Stunden dauerte, auf Seelenebene mit allen beteiligten Seelen.

Alle erschienen mir überaus liebevoll, wie die Seele eben ist. Wir umarmten uns und übermittelten uns auf Seelenebene, dass alles sein darf. Jeder und alles darf sein, so wie es auf Seelenebene vereinbart wurde, um die jeweilige Erfahrung zu machen.

Diese Verbindung war wunderschön und ich wusste, alles ist gut und richtig, so wie es ist. Ich bedankte mich vorab bei allen Beteiligten und auch bei meiner Seele, für dieses Schau-Spiel und für die jeweilige Erfahrung, die wir uns dadurch gegenseitig ermöglichten. Ich segnete alle Beteiligten und eine wundervolle Leichtigkeit, Freude und Frieden breiteten sich in mir aus. Ich fühlte nur noch die pure Liebe für alle Beteiligten.

Als ich dann ca. 10 Minuten vor meinem Termin ankam, saßen noch weitere 3 Zeugen da. Ich war kaum angekommen. Da wurden alle Zeugen aufgerufen, gemeinsam den Gerichtsaal zu betreten.

Die Richterin meine mit sanfter Stimme, im Prozess hätte es eine Wende ergeben und unsere Zeugenaussagen würden nicht mehr benötigt. Auch der Staatanwalt blickte uns alle sehr freundlich an. Die Richterin fragte nach unseren Namen, und bedankte sich bei allen Beteiligten für die Hilfe, die wir unserem Nachbarn hatten damals zukommen lassen. Dann entschuldigte sie sich noch dafür, dass ich eine so lange Anfahrt hatte, und nun meine Aussage gar nicht benötigt wurde.

Ich plauderte noch kurz mit dem Angeklagten, da ich mich sehr freute, dass er ganz offensichtlich eine Wende in seinem Leben geschafft hatte, dies war deutlich sichtbar. Und ich richtete ihm Grüße von meinem Sohn aus, was ihm sichtlich guttat. Niemand störte sich daran. Im Gegenteil. Ich hatte den Eindruck, dass sich alle freuten, dass ich so selbstverständlich und freundlich mit dem jungen Mann plauderte.

Werten nicht bewerten, urteilen nicht beurteilen, ist Liebe.

In dem Moment, wo ich dies schaffte, zugegeben erst kurz vor der Verhandlung, auf der Fahrt dorthin, löste sich alles auf. Aus Widerstand wurde Annahme. Und Annahme ist Liebe!

Alles ist möglich. In einem einzigen Augenblick, können wir alles ändern, alles „drehen“. Es liegt an uns, ob wir Opfer oder Schöpfer sind. Es liegt an uns, ob wir im Werten oder in den Annahme sind. Wir können uns jederzeit entscheiden. In jedem einzigen Augenblick.

Lebe / Liebe ist eine Entscheidung! Es ist Deine Entscheidung.